Hutter und Haupt überzeugen

Bei den deutschen Meisterschaften im Rollstuhlfechten in Tauberbischofsheim haben insbesondere Denise Hutter und Julius Haupt überzeugt. Beide sicherten sich bei den Senioren sowohl mit dem Florett als auch mit dem Säbel den Meistertitel. Im entscheidenden Gefecht um die Säbel-Meisterschaft setzte sich Haupt sogar gegen Maurice Schmidt durch, der im September bei den Paralympics mit dieser Waffe noch die Goldmedaille gewonnen hatte.

Für Bundestrainer Alexander Bondar war dieser unerwartete Sieg besonders erfreulich: „Das zeigt nur, wie hoch die Qualität auch innerhalb unserer Nationalmannschaft ist, wenn es Julius gelingt, den amtierenden Paralympics-Sieger zu schlagen. Auch wenn die beiden gut befreundet sind – in diesem Gefecht haben sie sich nichts geschenkt. Es war ein Duell auf höchstem Niveau.“ – Am Ende behielt der Lokalmatador mit 15:13 die Oberhand. Für Haupt, der für den FC Tauberbischofsheim startet, war es jedoch nicht der einzige Titel: Auch mit dem Florett ging er als Sieger hervor.

Auch Schmidt darf sich Deutscher Meister nennen – als bestplatzierter deutscher Fechter mit dem Degen. Im Finale musste er sich lediglich dem ukrainischen Vize-Europameister Oleksii Zakusylov geschlagen geben. Wie bereits in den vergangenen beiden Jahren nahmen erneut zahlreiche ukrainische Starter*innen an den deutschen Meisterschaften teil. Aufgrund des Krieges in ihrer Heimat trainieren sie inzwischen in verschiedenen deutschen Vereinen. Für Bondar ist das eine große Bereicherung: „Es steigert das sportliche Niveau einer solchen Veranstaltung enorm“, sagt der gebürtige Ukrainer.

Ein erfolgreicher Wettkampf war es auch für Balwinder Chema. Der 46-jährige Routinier landete in seiner Kategorie B zwar mit allen drei Waffen jeweils hinter Fechtern aus der ukrainischen Nationalmannschaft – und darf sich dennoch dreifacher Deutscher Meister nennen.

Robinson und Cursiefen dominieren den Nachwuchs

Bei den Damen war Denise Hutter erneut das Maß der Dinge. Mit Florett und Säbel gewann die 25-jährige Rollstuhlfechterin des FC Gröbenzell den Gesamtwettkampf und holte sich jeweils den nationalen Titel. „Denise ist ein echtes Versprechen für die nahe Zukunft“, freut sich Bondar.

Doch sie ist nicht die einzige Hoffnung im weiblichen Nachwuchsbereich. Die erst 13-jährige Leonie Robinson sorgte mit gleich drei gewonnenen Meistertiteln für Aufsehen: Mit dem Degen siegte sie sowohl bei den Senioren als auch in den Nachwuchsklassen U23 und U17. Mit der gerade einmal zehnjährigen Alea Wesemann gab es lediglich eine jüngere Teilnehmerin im Feld.

„Es ist schön zu sehen, dass auch im weiblichen Nachwuchs ein Aufschwung stattfindet. In der Vergangenheit hatten wir da immer etwas zu kämpfen. Aber es ist spürbar, dass Maurices Goldmedaille in Paris dem deutschen Rollstuhlfechten insgesamt einen Schub gegeben hat“, so Bondar.

In der männlichen Nachwuchsklasse war Clemens Cursiefen die dominierende Kraft. Der 21-Jährige vom SV Böblingen gewann mit allen drei Waffen. Insgesamt zog der Bundestrainer ein durchweg positives Fazit: „Der FC Tauberbischofsheim hat einen absolut würdigen Rahmen für diese Veranstaltung geschaffen – und auch sportlich war es überaus erfolgreich. Wir sind auf dem richtigen Weg.“

 

Die Ergebnisse der Deutschen Meisterschaften in den Para-Sportarten werden in diesem Jahr von der Heinz-Kettler-Stiftung (HKS) präsentiert. Ziel ist es, die Aufmerksamkeit für die Wettkämpfe zu erhöhen und die außergewöhnlichen Leistungen der Athletinnen stärker ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken. Die HKS wurde bereits im Dezember 1999 von Heinz Kettler und seiner Tochter Dr. Karin Kettler gegründet, um Sportlerinnen mit Behinderung in ihrer sportlichen Entwicklung zu unterstützen und den Inklusionsgedanken praktisch umzusetzen.

Text: Moritz Jonas / DBS
Titelfoto: Mika Volkmann / DBS