Walter fährt in der stehenden Klasse zu Gold – Fleig und Wicker holen in der sitzenden Klasse Silber und Bronze

Im Biathlon-Rennen über die Mitteldistanz von zehn Kilometern bei den Paralympics 2022  gewinnen Leonie Walter (siehe Foto) und ihr Guide Pirmin Strecker die Konkurrenz bei den Frauen mit Sehbeeinträchtigung. In einem Herzschlagfinale retten sie 3,7 Sekunden vor der favorisierten Ukrainerin Oksana Shyshkova ins Ziel. In der sitzenden Klasse holen die Routiniers Martin Fleig und Anja Wicker Silber und Bronze. >>> mehr zu Leonie Walter

Martin Fleig brauchte drei Wörter, um die Gefühlslage des deutschen Teams Ski nordisch zu beschreiben. „Stolz wie Harry“ sei er, sagte der 32-Jährige vom Ring der Körperbehinderten Freiburg und bezog das explizit nicht allein auf die von ihm selbst bezogene Silbermedaille, die er zuvor erkämpft und am Weltfrauentag seiner Frau Stefanie gewidmet hatte, sondern auf die Leistungen des gesamten Teams bei diesen Paralympics. „Ich freue mich mega für die jungen Athleten und Athletinnen. Wir arbeiten und trainieren alle hart und das zahlt sich jetzt einfach mal aus.

Fleig, der vor dem Rennen einen gelösten Eindruck gemacht hatte, begann sein Rennen mit zwei Kreiseln in der Strafrunde. „Da habe ich mir gedacht: Das fängt ja gut an“, verriet er der ARD. Ein weiterer Fehlschuss kam nicht hinzu. „In der zweiten Runde ist bei mir der Knoten geplatzt.“ Und das war zu sehen. „Martin ist explodiert. Ich habe ihn noch nie so stark am Berg gesehen“, staunte der begeisterte Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes, Friedhelm Julius Beucher, der im Ziel einer der ersten Gratulanten war. Der Chinese Mengtao Liu (30:37.7 Minuten, drei Fehler) war für Fleig nicht zu schlagen, in 31:23.7 Minuten blieb er aber knapp vor dem läuferisch starken Ukrainer Taras Rad (31:26.9 Minuten, vier Fehler).  

Fleigs Teamkollegin in der sitzenden Konkurrenz, Anja Wicker vom MTV Stuttgart, schlug im Zhangjiakou National Biathlon Centre ebenfalls zu – obwohl ihre ungewöhnliche Fehlerserie am Schießstand weiterging. Weil der Wind im Vergleich zum Anschießen im Rennen zunahm, hatte die 30-Jährige Probleme. Insgesamt fünfmal musste sie in die ungeliebte Strafrunde.

Läuferisch aber setzte Wicker ein Ausrufezeichen nach dem doch etwas enttäuschenden fünften Platz im Biathlon-Sprint am Samstag. „Ich habe nach den ersten Metern gemerkt: Heute ist es wieder so, wie es sein soll. Die Skier waren gut, die Strecke war super, die Arme erholt. Ich war in der letzten Runde noch immer nicht müde. Da macht es gleich mehr Spaß“, sagte sie. Bronze in 35:45.3 Minuten hinter Kendall Gretsch (USA, 33:12.3 Minuten, ein Fehler) und Oksana Masters (USA, 33:21.0 Minuten, kein Fehler) bedeutete die dritte paralympische Medaille für Wicker nach Gold und Silber 2014 in Sotschi. Und es bedeutete die Komplettierung ihres paralympischen Medaillensets.

Ausgiebig feiern konnte Wicker nicht – am Mittwoch steht Langlauf-Sprint an wie bei Marco Maier, Alexander Ehler (beide SV Kirchzarten). Linn Kazmaier, Leonie Walter, Johanna Recktenwald (mit Guide Valentin Haag, am Dienstag Vierte) und Nico Messinger (mit Guide Robin Wunderle, am Dienstag Siebter) wieder gefragt. „Aber bei der Medaillenvergabe dort oben auf der Bühne zu stehen“, sagte Anja Wicker, „das habe ich schon genossen.“ Sie war nicht die einzige Deutsche, die das von sich behaupten konnte.

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Text: Benjamin Schieler /  DBS-NPC.de
Foto „Leonie Walter und Pirmin Strecker“: © Ralf Kuckuck / DBS