50 Jahre Münchner Rollstuhltanzsport

1973 entstand die Idee des integrativen Tanzens mit Rollstuhlfahrern. Am Fachgebiet Gymnastik, Tanz, Musik und Bewegung am Sportzentrum – heute Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaft der Technischen Universität München (TUM) wurde unter Leitung von Dr. Gertrude Krombholz der Rollstuhltanz in Deutschland erstmals systematisch entwickelt.

München war in den 70er-, Anfang der 80er-Jahre eine Hochburg des Rock’n’Rolls. Auch im Hochschulsport boomte diese Tanzart. Hier fanden sich Tänzer und Tänzerinnen, die Spaß daran fanden, die gängigen Rock’n’Roll-Tanzformen auf den Rollstuhltanz zu übertragen und rollstuhlspezifische Figurenfolgen zu entwickeln. Mit schnellen Drehungen, Platzwechseln und Arm-/Kopfaktionen war diese Tanzform sehr beliebt bei den sportlichen Rollis, die zu stimulierender Musik ihre Beweglichkeit, Reaktionsschnelligkeit und Kraft beweisen konnten.

Die Münchner stellten von Anfang an den Charakter des jeweiligen Tanzes und die Paarharmonie in den Vordergrund. Dieser Tanzstil setzte sich von 1984 an erfolgreich durch. Fortan waren Münchner Paare bei den nationalen und internationalen Turnieren immer an der Spitze zu finden. Die Münchner Rollstuhltanzsportgruppe ist mit sechs Europameistertiteln und zahlreichen nationalen und internationalen Titeln einer der erfolgreichsten Clubs.

Neben tänzerischen Präsentationen sorgten vor allem wissenschaftliche Kongresse, Symposien und Fachtagungen für die weltweite Verbreitung des Rollstuhltanzens. Seinen ersten bei den internationalen Behinderten-Sportverbänden anerkannten Start hatte der Rollstuhl-Tanzsport 1989 in München auf den »International Dance Sport Assemblies«.

Unter Federführung von Dr. Krombholz organisierten die Münchner von 1983 an Lehrgänge, um das Rollstuhltanzen in Deutschland zu verbreiten. Sie gestalteten anerkannte Ausbildungen zum Fachübungsleiter und Trainer im Rollstuhltanzen und veröffentlichten Fachbücher, Videos und DVDs, die vielfach ausgezeichnet wurden. Sie lehrte den Rollstuhltanz sehr erfolgreich in mehr als 40 Ländern.

2001 erhielt die Münchner Rollstuhltanzgruppe in Moskau den »Filantrop Award«, einen international hoch angesehenen russischen Kunstpreis.

Von Anfang an gehörte das Tanzen in Formationen zum Repertoire der Münchner. Seit mehr als 45 Jahren tanzen sie auf einem hohen tänzerischen und gestalterischen, weltweit konkurrenzlosen Niveau – ob Rock’n’Roll, internationale Folklore, Afro, Freestyle, Tanztheater, Rhytmische Sportgymnastik mit Band, Ball und Reifen oder Standard und Latein.

Margit Quell, zweifache Europameisterin und eine Rollitänzerin seit der 1. Stunde organisiert im Universitätssportclub München den Rollstuhltanzsport seit 1989. Nachdem der deutsche Turniertanz eingebrochen ist und international keine bedeutende Rolle mehr spielt, konzentrieren sich die Münchner auf spektakuläre Lateinformationen, die besonders bei Turnfesten, Messen, Bällen und Kongressen gefragt sind.

Die Münchner haben ein lückenloses Archiv mit einer schriftlichen Chronik, Fotos und Videos seit 1973, das die einzigartige Entwicklung des integrativen Rollstuhltanzens dokumentiert.

1975 war bei der Weltgymnaestrada in Berlin der erste inklusive Auftritt mit Rock’n’Roll. Es folgten weitere acht Gymnaestraden/Weltturnfeste in Herning, Berlin, Göteborg, Lissabon, Lausanne, Dornbirn, Helsinki, Bregenz und dieses Jahr im August steht Amsterdam an.

uscm_zanzen_Firework_web_hf
Die viel geforderte Inklusion gelang mit Einrad-Akkrobaten, Rope Skippern und in Amsterdam werden Auftritte zusammen mit den Akkrobaten aus Neumarkt sein. Das Thema der Münchner Lateinformation  ist „James Bond“.

 >>> mehr zur Tanzsparte des Universitäts-Sportclub München: Rollstuhltanzsport.de
>>> zum Tanzsport beim DRS: Rollstuhlsport.de/tanzen

Text / Fotos: © USC München / Privat