Urgestein des Rollstuhlsports in Deutschland verstorben
Am 24. Februar 2024 ist eine Persönlichkeit – ein Urgestein des Rollstuhlsports in Deutschland verstorben. Thomas Knoth war rund 30 Jahre im Powerchair Hockey und 15 Jahre im paralympischen Boccia als Sportler und „Macher“ aktiv.
Er hat bereits in den frühen Neunzigern als junger Erwachsener zum Powerchair Hockey gefunden und eine leidenschaftliche Begeisterung dafür entwickelt. Als Spieler und Mit-Organisator der Star Drivers Bad Kreuznach trug er maßgeblich dazu bei, dass das Team der Sportfreunde Diakonie Bad Kreuznach e.V. sich über Jahre hinweg zu den besten und stabilsten Teams Deutschlands zählen konnte. Um die Jahrtausendwende übernahm er Funktionärsaufgaben im Fachbereich. Er hatte entscheidenden Anteil an der Erarbeitung und Etablierung des ersten deutschen Klassifizierungssystems im Powerchair Hockey im Jahr 2004, welches letztlich sogar die internationale Klassifizierung auf den Weg brachte und prägte. Sein fachlicher Rat war in vielen Belangen immer wieder hilfreich.
Durch seine progrediente Behinderung wurden sowohl die großen Reisen als auch die kleinsten Bewegungen immer aufwendiger und schwieriger. Durch seinen Ehrgeiz, sein Organisationstalent und seinen Willen konnte er jedoch viele Probleme wegstecken. Selbst als bei einem Flug die Beatmungsmaschine ausfiel oder der defekt zurückgelassene Wohnwagen dann in Frankreich gestohlen wurde, hinderte es ihn und seine engagierte Familie nicht daran, weiter für den Sport zu reisen. Seine Freude am Sport, sein Engagement für Andere und seinen Mut zum Leben ließ er sich bis zuletzt nicht nehmen. Mit seinem Charakter war und bleibt er für viele Menschen ein Vorbild.
Im Jahre 2008 startete Thomas Knoth auch eine zweite Sportler-Karriere, die ihm sogar Wettkämpfe auf der anderen Seite des Globus einbrachten. Im Para-Boccia gelangte er über den Trainingsstützpunkt Bad Kreuznach sehr schnell in den Kader der Nationalmannschaft. Mit acht Deutschen Meistertiteln im Spiel mit Rampe ist er der erfolgreichste Spieler dieser Startklasse. Sein präzises und strategisches Spiel führte ihn sogar zu Europa- und Weltmeisterschaften. Von seinen Ideen und seinem unermüdlichen Tüfteln profitierten auch Trainer und andere Spieler. Thomas Knoth war aktuell im Kader der Nationalmannschaft und war guten Mutes für die nächste Saison. Das Natio-Team wird ihn sehr vermissen.
In seinem Verein war er DER, „der an Alles dachte“. Bei Ligaspieltagen im Powerchair Hockey von der Verpflegung bis zu den Spielberichten und dem Schiedsgericht, als Rehasport-Bearbeiter und Beauftragter für die Homepage, über die Fahr- und Übernachtungsorganisation bei Turnieren bis zur Mannschaftsfeier.
Mit Thomas Knoth verlieren wir einen Vorreiter des Powerchair Hockey und des Para Boccia, des selbstbestimmten Lebens und der Inklusion. Unsere Gedanken sind in diesen Tagen auch bei seiner Mutter, seinen Angehörigen, seinen Assistenten und seinen Freunden.
Im Namen der DRS-Fachbereiche Elektro und Boccia sowie der SFD Bad Kreuznach e.V.
Julian Wendel und Jürgen Erdmann-Feix