Ohne Medaille, aber mit viel Hoffnung für Paris
Bei der Rollstuhlfecht-Weltmeisterschaft im italienischen Terni hat die deutsche Nationalmannschaft die Heimreise ohne Edelmetall im Gepäck angetreten. Damit wurde das von Bundestrainer Alexander Bondar ausgegebene Ziel von zwei Medaillen zwar verfehlt, doch fünf Platzierungen unter den ersten Acht sowie gute Leistungen von Denise Hutter und Maurice Schmidt im Einzel bieten reichlich Hoffnung im Hinblick auf die Paralympics in Paris.
Trotzdem fällt das WM-Fazit von Bundestrainer Bondar eher durchwachsen aus: „Mit dem Ergebnis bin ich natürlich nicht zu 100 Prozent zufrieden. Wir hätten uns alle eine Medaille gewünscht.“ Diese blieb dem deutschen Team unter anderem auch aufgrund des neuen Turniermodus verwehrt. In diesem Jahr gab es nicht wie bislang üblich eine Vorrunde mit anschließender K.o.-Phase, stattdessen wurde direkt im Setzlisten-Modus gekämpft. Das bedeutete nicht nur mehr Druck von Beginn an, sondern auch mehr Gefechte bis zur Medaille: „Nach dem alten System hätten wir dreimal Bronze gewonnen.“ Dies solle allerdings keine Ausrede sein, ergänzt Bondar.
Highlights gab es aus deutscher Sicht auch ohne Medaillenerfolg. Allen voran die 24-jährige WM-Debütantin Denise Hutter überzeugte in ihrer Kategorie B mit dem Säbel und belegte am Ende einen starken sechsten Platz. Auf ihrem Weg dorthin besiegte sie unter anderem die dreifache Paralympics-Siegerin Jana Saysunee aus Thailand (15:12) und ihre Teamkollegin Sylvi Tauber (15:9). „Das war der Hammer. Eine richtig starke Leistung von Denise“, lobt der Bundestrainer seine Nachwuchsathletin, der er eine große Zukunft voraussagt: „Paris kommt vielleicht noch etwas zu früh, aber in Los Angeles 2028 wird sie eine richtig gute Rolle spielen können, wenn sie sich weiter so entwickelt.“ Einer, der bereits im nächsten Jahr in Paris eine tragende Säule sein könnte, ist Maurice Schmidt. Der ebenfalls 24-Jährige, der vor der Weltmeisterschaft die Nummer vier mit dem Degen und die Nummer zwei mit dem Säbel war, schaffte es mit beiden Waffen in seiner Kategorie A auf Platz sieben.
Die beiden übrigen Top-Acht-Platzierungen holte sich die deutsche Rollstuhlfecht-Nationalmannschaft in den Teamwettbewerben der Herren. Für das Team um Julius Haupt, Felix Schrader, Tim Widmaier, Maurice Schmidt und Balwinder Cheema reichte es mit dem Florett zu Platz sechs, mit dem Säbel zu Platz sieben und mit dem Degen verpasste die Mannschaft die besten Acht nur knapp und wurde Neunter – wichtige Ergebnisse mit Blick auf die Mannschaftsqualifikation für Paris. Wermutstropfen war der krankheitsbedingte Ausfall von Balwinder Cheema.
Auch wenn nicht alle Ziele bei dieser WM erreicht wurden, blickt Bondar positiv auf die Paralympics im nächsten Jahr: „Es wäre sicher alles etwas einfacher gewesen, wenn wir die ein oder andere Medaille geholt hätten. Wir haben aber noch genügend Chancen, um Punkte für die Paralympics zu sammeln, ganz besonders bei der Europameisterschaft im nächsten Jahr.“ Diese wird ab dem 5. März 2024 in Paris stattfinden. So hat der Bundestrainer noch immer die Hoffnung, bei den Paralympics mit mindestens vier Athlet*innen an den Start zu gehen.
Das deutsche Rollstuhlfecht-Nationalteam bei der WM:
Sylvi Tauber (43 / Berlin / TUS Makkabi Rostock), Julius Haupt (23 / Weimar / FC Tauberbischofsheim), Felix Schrader (20 / Esslingen / SV 1845 Esslingen), Denise Hutter (24 / Fürstenfeldbruck / Fecht Club Gröbenzell), Balwinder Cheema (44 / Mana-Talwandi (Indien) / TUS Makkabi Rostock), Maurice Schmidt (24 / Laichingen / SV Böblingen), Tim Widmaier (33 / Stuttgart / SV Böblingen)
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Text: Moritz Jonas / DBS
Foto: © Alexander Bondar